Viele Menschen schließen sich der im Mai 1934 gegründeten Bekennenden
Kirche an. Doch noch gibt es keine organisatorische Struktur. Sie muss erst
geschaffen werden. In Potsdam macht Anni von Gottberg den Anfang und lädt
im August 1934 ihr bekannte bekenntnistreue Pfarrer und Gemeindemitglieder aus
Potsdam und Nowawes in ihre Wohnung ein. Sie bittet Pfarrer Johannes
Kühne, ihr Mitgliedsausweise für die Bekennenden Kirche, die so
genannten roten Karten, zuzusenden und berichtet ihm: “Die Arbeit geht
langsam vorwärts, teils erschütternd, teils herrlich. Man ist so
sicher, weil man sich auf dem richtigen Weg weiß und bekommt soviel
Kraft, man ist so froh und überzeugt und möchte von Einem zum Andern
laufen, um jeden fest zu verankern.” Um die Organisation der Bekennenden
Gemeinden zu unterstützen, wird im November 1934 Albrecht Schönherr
nach Potsdam versetzt. Er hatte Ende September 1934 sein Vikariat in Potsdam
beendet. Danach war er als Prädikant nach Berlin gegangen und hatte sich
hier der Bekennenden Kirche unterstellt. Diese Entscheidung bedeutet für
ihn wie für alle im Dienst der Bekennenden Kirche stehenden Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen, die nicht legal angestellt sind, auf Sicherheiten wie ein
festes Gehalt zu verzichten. Finanziert werden die künftigen Pfarrer und
deren theologische Ausbildung sowie sämtliche Aktivitäten
ausschließlich durch Mitgliederbeiträge und Spenden. Umso wichtiger
sind für die Bekenntnisgemeinden die Kollekten nach den Gottesdiensten ...
Albrecht Schönherr verlässt Mitte April 1935 Potsdam. Zwischen ihm und
Anni von Gottberg entwickelt sich nun ein Briefwechsel, in dem sie ihm
über ihre Konflikte mit der Bekennenden Kirche in Potsdam berichtet. So
schreibt sie am 1. Februar 1936: “Ja, den ‘Unfrieden’ bringe
ich in Potsdam, der ist vielen unbequem, Menschen können mich aber nicht
verletzen, ich will ja nur meinen Weg im Gehorsam gehen – weiter
nichts.” In ihrem Engagement kommen ihr aber manchmal auch Zweifel:
“Ich habe einen wahren Tanz mit dem Teufel geführt, er packte mich
und wollte mich zum Aufhören meiner herrlichen Arbeit bewegen. Ich bin
hier immer allein auf einsamer Flur im Kampf gegen die Männer,
geschimpft wird unsinnig – ich auch, aber ich sage es Jedem ins Gesicht
und das wagt keiner.” ... Im Herbst 1937 wird Anni von Gottberg
kurzzeitig verhaftet. Auslöser ist ein Schreiben der Bekennenden Kirche,
das sie vervielfältigt haben soll. Doch sie lässt sich davon nicht
entmutigen. Bereits Ende Oktober 1937 organisiert sie einen Abend für die
Bekenntnisgemeinde, auf dem zum ersten Mal auch außerhalb eines
Gottesdienstes Kollekten gesammelt werden sollen.
|