Carl Steinhoff
wurde am 24. November 1892 in Herford/Westfalen geboren. Bald danach zogen seine Eltern nach
Bielefeld, wo er dann das humanistische Gymnasium besuchte.
Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften in Marburg, Heidelberg und München. Bei
Kriegsbeginn 1914 meldete er sich knapp 22jährig als Freiwilliger zu den Ulanen in Bielefeld.
Über einen Fronteinsatz ist nichts bekannt; nach einem Granateinschlag wurde er verschüttet
und war danach nicht mehr fronteinsatzfähig.
1916 Fortsetztung des Studiums in Königsberg und Berlin; Referendar-Examen im Dezember 1916; 1917 Promotion.
Das Kriegsende I. erlebt er als Referendar in Wilhelmshaven; Anfang der 20er Jahre erste
Tätigkeit im Reichsministerium des Innern. Anschließend war er Legationssekreär an der
Sächsischen Gesandtschaft in Berlin, danach Versetzung nach Zittau.
Als 30jähriger trat Steinhoff der Sozialdemokratischen Partei bei. Der Entschluß, sich
politisch zu positionieren, reifte infolge seiner Erfahrungen mit dem Rat der Revolutionären
Matrosen bei Kriegsende.
Das Beamtenleben zwang ihn zu häufigen Ortswechseln; so wurde er als Landrat nach Zeitz und
1928 als Regierungsvizepräsident nach Gumbinnen/Ostpreußen versetzt. 1930 Vizepräsident im
Königsberger Oberpräsidium. Politische Auseinandersetzungen mit den erstarkenden Rechtskräften,
die im Zuge der Entfernung aller sozialdemokratischen Führungskräfte durch Papen zur
Versetzung in den einstweiligen Ruhestand führte. Nach der Machtergreifung Hitlers erfolgte
dann durch Göring die Entlassung Steinhoffs aus dem Staatsdienst. Zusätzlich wurde ein
Berufsverbot als Rechtsanwalt verhängt.
Mit finanzieller Hilfe seines Vaters baute er 1933/34 in Wilhelmshorst ein Einfamilienhaus und
verbesserte sein "Privatleben" durch Übersetzungsarbeiten ins Deutsche; dabei
entstanden die "Italienischen Novellen". Daneben Syndikus in einer unbedeutenden
Berliner Papier- und Pappen-Großhandlung, das Kriegsende II. erlebte er mit seiner Familie in
Wilhelmshorst.
Nach dem 8. Mai bewarb er sich um Arbeit in der neu entstehenden Verwaltung. Bernhard Bechler
schlug die Ernennung aufgrund seiner Erfahrungen zum Präsidenten der Provinzialverwaltung
Brandenburg Mitte 1945 vor.
Im November 1946 wurde Steinhoff nach den ersten - und vorerst letzten - freien Wahlen vom
neugewählten Landtag zum ersten Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg gewählt.
Diese Tätigkeit endete formal mit der Gründung der DDR; auf Wunsch Wilhelm Piecks wurde er
dann in Ostberlin der erste Innenminister der DDR.
Im Mai 1952 wurde er abrupt aus dieser Funktion entfernt und im 60. Lebensjahr "aus
Gesundheitsgründen" in den vorzeitigen Ruhestand geschickt.
Eine Berufung für Staats- und Verwaltungsrecht an der Humboldt-Universität gab er 1953 auf.
Carl Steinhoff verstarb nach kurzer Krankheit am 19. Juli 1981.
Bei uns von ihm: 7 Italienische Novellen in der Reihe Wilhelmshorster
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